Zurück in der Weite

Die letzte Nacht in Calgary und ich kann nicht schlafen. Draußen fegt der Wind Joghurtbecher über den Asphalt und rüttelt an unserem Wohnmobil. Die freien Tage sind zu Ende und die letzte Nacht nach dem Auftritt von Antonio sind wir noch mal in die Weiten des Walmartparkplatzes der Westbrook Mall abgetaucht.

 

Unseren Samstagabend haben wir im Vern’s verbracht. Das Vern’s ist eine alteingesessene Live-Musik-Location in der Stadt. Clint, der so ein bisschen wie eine Mischung aus Wikinger und Bud Spencer aussieht, hat die Bar vor 20 Jahren eröffnet und seit dem spielen dort Musiker aus allen Genres. Keiner hat bisher sein Fahrrad mit auf die Bühne genommen, Antonio aber. Wir mussten uns etwas einfallen lassen, denn Antonio’s Hand ist immer noch so angeschlagen, dass er zur Zeit keine Gitarre spielen kann. Trotzdem kommt die Gitarre, wie das Fahrrad, mit auf die Bühne und Antonio singt zu seiner instrumental Musik vom Band und erzählt nicht nur über sein Schicksal, sondern auch über sein Projekt und was er bisher schon alles erlebt hat.

 

 

Und es geht weiter… Sonntag sind wir wieder losgefahren und bis nach Bassano gekommen, einem 1.000 Seelenort aus Blechhäusern mit Golfplatz. Fährt man in dieser Richtung aus Calgary raus, ist man sofort wieder in der beigen Weite. Bisher zeigt sich hier noch nicht viel Grün und die Stopelfelder, die noch nicht umgepflügt wurden, erinnern irgendwie eher an Herbst, als an Frühling. Wir fahren etwas südlich des Highway 1 durch  Siksika Nation Gebiet. Die Häuser am Rand sind auch vom Modell Blechhaus und sehen eher ärmlich aus. Am Straßenrand weist ein großes Schild mit einem weinenden Indianerkind Drogendealer darauf hin: Your business is our suffering. Irgendwas läuft hier nicht so glücklich, was und wie die Situation der Indianer oder First Nation oder Native Americans ist, kommt in der nächsten Zeit in einem eigenen Beitrag.

 

 

 

Von Bassano geht’s nach Medicine Hat. Die Stadt nennt sich selber The Gas City, klingt jetzt auf Anhieb nicht so verlockend, dafür aber der Name. Medicine Hat leitet sich von der Adlerfeder ab, die die Medizinmänner am Hut getragen haben. Das Wahrzeichen der Stadt ist das größte Tipi der Welt. Das tierische Wahrzeichen Albertas sind wahrscheinlich diese kleinen süßen Felltierchen, die hier überall rumflitzen und rumfiepen.  Hunderte gibt es von diesen Frettchen-Erdmännchen-Ich kenne den Namen nicht-Tieren. Auch von unserem nächsten Ziel kenne ich den Namen noch nicht, ich weiß nur so viel, dass wir erstmal in der Weite verloren gehen werden, bevor wir unser nächstes Etappenziel in Regina erreichen. Vor uns liegt das schöne Nichts…

 

 

 

 

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