The Rockies rock

Wenn Hannibal mit Elefanten durch die Alpen kommt, bringe ich meinen fahrbaren Elefanten auch sicher durch die Rockies. So geschehen. Weitaus heldenhafter hat Antonio aber seinen Drahtesel sicher “in den Stall”, hier nach Calgary, gesteuert. Wir haben die erste große Hürde unserer Tour hinter uns gebracht. Wobei ich finde, dass die Bezeichnung “Hürde” im Angesicht der gewaltigen Rocky Mountains schon etwas sehr tiefgestapelt ist…

 

 

Zeit nach der Woche für eine kleine numerische Zwischenbilanz:  7 Tage Fahrradsattel: 976 Kilometer insgesamt, Durchschnitt am Tag: 139 Kilometer und 23,2 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit. 7 Tage Steuerbord Womo: 1.225 Kilometer insgesamt, Durchschnittsgeschwindigkeit: siehe allgemeine Straßenverkehrsordnung Kanada.

 

Jetzt sind wir hier in Calgary, einer der (wenigen) ganz netten Städte in Kanada. Von hier aus kann man die Rockies schon sehen. Am Horizont erstreckt sich eine imposante Kette weißer Gipfel, die man von Calgary aus in ca. 125 Kilometern erreicht, mit dem Fahrrad in 4,05 Stunden – allerdings bergab aus der anderen Richtung. Wir sind natürlich aus der Richtung von British Columbia gekommen und haben uns langsam von einem National Park in den anderen vorgearbeitet. Diese sind dieses Jahr all for free, weil Canada seinen 150 Geburtstag feiert – für europäische Verhältnisse ein Embryo. Klein, unausgewachsen und hilflos wirken wir als Menschen insgesamt im Angesicht einer so kraftvollen, alles überdauernen Bergwelt. Die Natur ist Kanada’s Pfund und in die Rocky Mountains kamen z. B. 2014, 4, 35 Millionen Gäste – lediglich auf die Seite Albertas. Die hohen Zahlen führen dazu, dass man alles sehr genau vorbuchen sollte oder vor einem Campingplatz, wie uns 2015 im September passiert, im Stau steht. Schon jetzt sind viele Womo’s unterwegs. Bisher fand ich natürlich die Natur überall amazing, aber als einen ersten Urlaub in den Rocky Mountains würde ich die Anreise von Calgary aus empfehlen und Albertas Seite der Bergwelt bereisen. Nicht nur, dass in Alberta das Benzin billiger ist und die Straßen etwas besser sind, sondern auch weil Banff in Alberta liegt und Castle Mountain. Die Gegend um Banff ist beeindruckend schön und touristisch toll ausgebaut: es gibt Fahrradwege durch atemberaubende Szenerien und endlose weitere Outdoorangebote.

 

 

Nun sind wir aus der Märchenwelt wieder zurück im Tal angekommen, genauer gesagt auf einem Walmart Parkplatz. Noch zwei Nächte zuvor haben wir auf einer muckeligen, kleinen, verlassenen Rest Area im Wildzaun Antonio’s Biker-Klamotten getrocknet und jetzt werden wir von menschlicher Niveaulosigkeit am Morgen geweckt und müssen uns zum Aufstehen Schmähungen einer nicht ganz nüchternen Frau gegenüber ihrem (Un-)Liebsten anhören. Diesen Abend haben wir im Emergency Room eines Krankenhauses verbracht, weil es mit Antonio’s Finger nicht besser geworden ist und er dringend einen ärztlichen Rat einholen wollte. Für mich, die Wartende, war das menschliche Schauspiel interessant und ich bin generell von Orten fasziniert, wo sich Menschen begegnen müssen und zwar aller Gesellschaftsschichten. Die ärztliche Diagnose lautet unübersetzbar “Ulnar Nerve Entrapment at the Elbow”, also sowas wie eingeklemmter Nerv, der durch die starken Vibrationen und dem Druck, der auf den Gelenken lastet, verursacht worden ist. Wenn es gar nicht besser wird, solle Antonio doch darüber nachdenken, Pause zu machen. Fürs Erste geht’s Sonntag aber erstmal weiter und außerdem haben wir zur Entlastung der Hände einen Triathlon-Lenker installieren lassen. Wir sind vorbereitet.

 

 

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