Alles ist noch so vertraut hier in Toronto. Anderthalb Jahre haben wir hier mitten in der Stadt gelebt und jetzt sind wir nach fast zwei Jahren zurück. Mein Verhältnis zu dieser Stadt ist sehr ambivalent. Mein erster Eindruck war damals postitiv, auch jetzt wieder. Leben will ich hier allerdings nach wie vor nicht. Für mich ist die Stadt, wie ein hübsches, sehr nettes Mädchen mit dem man aber keine Beziehung eingehen möchte, weil irgendwas fehlt – für mich sind Städte übrigens immer weiblich, deshalb der Vergleich.

Da sitze ich mit dem Globus in der Hand und hinter mir die Stadt, in der die Welt ein Zuhause hat. Toronto ist multikulturell und ich liebe das! Für mich ist die Multikulturalität der Faktor, der dem Wolkenkratzer-Gebilde hinter mir erst so richtig Leben einhaucht. Am eindrucksvollsten ist mir das immer in der Kirche bewusst geworden, die Vielfalt, die die Dreifaltigkeit anbetet. Wir alle für den Einen. Jenseits der Kirchbank auf der Straße zeigt sich die Multikulturalität in Stadtteilen wie Little Italy oder China Town, im Sommer in zahlreichen Festivals, wie z.B. den Carribean Carnival und zahlreichen anderen länderspezifischen Festivals. So bunt wie die Menschen in Toronto, ist auch die Streetart, die sich überall in der Stadt versteckt. Ich bin endlose Kilometer durch die Toronto gelaufen, immer auf der Suche nach einem neuen Streetartmotiv und in Backstreets und Hinterhöfen habe ich viele Schätze gefunden. In Queens Street West gibt es sogar eine ganze Openair Graffiti Alley, die nicht nur wir schon als Kulisse für einen Videodreh benutzt haben. Mein Lieblingsstraßenkunststück seht Ihr auf folgendem Foto.

Toronto liegt am Ontario Lake und hat vorgelagerte Inseln. Auf einer dieser Inseln befindet sich ein Flughafen und von der Promenade aus, kann man die Flugzeuge direkt vor einem starten und landen sehen. Am spektakulärsten ist diese Sicht vom Wasser aus. In einem Kanu auf dem See kann man sich nicht nur die Flugzeuge über die Köpfe fliegen lassen, sondern sich in die Natur verflüchtigen. Die Inseln bieten im Sommer die perfekte Naherholung mit skyline view und sind mit dem Kanu oder mit der Fähre zu erreichen. Hier gibt es Badestrände, niedliche kleine Häuschen, Spazierwege und sogar einen Apfelbaum, aus dessen  Äpfeln ich Apfelmus gemacht habe.

Das waren in Kürze meine Top 3 Toronto’s: Multikulti in allen seinen Facetten, Streetart und die Toronto Islands. Was mir in dieser Stadt fehlt, ist mir auf meinen unzähligen Spaziergängen klar geworden, es ist die Atmosphäre.

Wir waren in diesen Tagen nur wenig in der Stadt, einmal um unseren Keller auszuräumen, das Tour-Fahrrad bei unserem Sponsor Uncle Jacob aus China Town abzuholen und fantastisch bei Freunden zu essen. Bei unseren amici außerhalb von Toronto ist es außerdem so schön und die beiden sind so italienisch herzlich mit uns, dass wir hier gar nicht wieder weg wollen.

Trotzdem, morgen geht es weiter bzw. so richtig los.